BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Das Sommersemster 2021 im Kurs Umweltmanagement

Was haben eine frühzeitige Beteiligung in Öffentlichkeitsprojekten, Umwelt- und Klimaschutz und die Arbeit mit Kindern oder jungen Erwachsenen gemeinsam? Desto früher man Zeit investiert, desto größer sind die Handlungsspielräume und desto wahrscheinlicher ist es, ein gutes und nachhaltiges Ergebnis zu erreichen.

Aus dem einmaligen Gastbeitrag durch die BUND-Nordschwarzwald Geschäftsstelle im Rahmen der Ringvorlesung Ressourceneffizienz-Management der Hochschule Pforzheim zum Thema „Die Zeit in Umwelt- und Naturschutz – warum Kuckuck und Stellungnahmen zu spät kommen“ im November 2020 ist nach einiger Überlegungen eine ganze Vortragsreihe im Sommersemester 2021 entstanden. Die Fragen im Kurs Umweltmanagement waren dieselben wie in der Ringvorlesung: Wie gehen wir mit unseren natürlichen Ressourcen um? Werden Engpässe bei der Versorgung mit wichtigen Industrierohstoffen auftreten? Welche Chancen und Einsparpotenziale bestehen für produzierende Unternehmen durch Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft? Wie lassen sich die Wechselwirkungen des wirtschaftlichen Handelns mit Umwelt und Gesellschaft besser verstehen und beeinflussen? Wie halten wir es mit der Nachhaltigkeit?

Hat die Natur einen ethischen Wert und wo liegen ihre Grenzen?

Die neuere Umweltethik beginnt mit neuartigen Erfahrungen der Naturzerstörung im 20. Jahrhundert. Luftverschmutzung, Verpestung durch Herbizide, wachsende Verunreinigung der Flüsse und Landschaftsverbrauch und -zerstörung durch Straßenbau sind nur einige Begriffe aus der jüngeren Umwelthistorie. Eine zentrale Frage der Umweltethik ist, wer oder was im Zentrum der Beachtung steht. Sind es wir Menschen, sind es Lebewesen, die Schmerz empfinden können oder ist es auch die unbelebte Natur? Letztendlich gibt es für alle Betrachtungsweisen Gründe, die dafür und dagegen sprechen. Mehr Konsens besteht darin, dass unsere menschliche Wirtschaftsweise mehrere planetare Grenzen erreicht und überschritten hat. Klimawandel und Artensterben sind 2 allgegenwärtige Themen in dieser Diskussion. Weniger bekannt ist, dass wir durch erhöhte Nährstoffeinträge von Stickstoff und Phosphor den Grenzbereich ebenfalls schon deutlich überschritten haben und das Gleichgewicht der Ökosysteme damit gefährden.

Betriebliches Umweltmanagement

Der Begriff Nachhaltigkeit wird inflationär verwendet und hat trotzdem nicht an Relevanz verloren. Unter Nachhaltigkeit versteht man die gesellschaftliche (nicht wie oft ungenau übersetzt: soziale), ökonomische und ökologische Komponente unseres Handelns. Manchmal wird die Nachhaltigkeit noch um das Themenfeld Kunst erweitert. Die bekanntesten Umweltmanagementsysteme (darunter sind Energie- und Umweltmanagementsysteme zu verstehen) ISO 14001/ISO 50001, EMAS und CSR basieren inhaltlich auf dem Nachhaltigkeitsbergriff und zielen darauf ab, eine kontinuierliche Verbesserung der Wirtschaftsweise zu erreichen. Alle Systeme durchlaufen dabei den Plan-Do-Check-Act-Zyklus, kurz PDCA-Zyklus.

Umweltdialog

Es gibt einige Fallstricke beim Dialog.

  1. Die Sprache macht nur einen kleinen Teil der Botschaft aus, die beim Gegenüber ankommt. Die nonverbale Kommunikation macht den deutlich größeren Teil aus und man kann nicht davon ausgehen, dass die eigene Nachricht richtig verstanden wird.
  2. Ziel des Dialogs ist nicht vorrangig der Konsens, sondern der Umgang mit Dissens.
  3. Die Informationsweitergabe stellt lediglich eine Vorstufe zur Beteiligung dar. Von echter Beteiligung spricht man, wenn Akteure und die Bevölkerung einbezogen, gehört und ein Feedback gegeben wird.
  4. Das Kommunikations-Paradoxon beschreibt, dass ein frühzeitiger Dialog große Handlungsspielräume bieten würde, das Interesse am Austausch aber erst zu einem späten Prozesszeitpunkt deutlich ansteigt.
  5. Wir brauchen eine Dialogumkehr im Planungsprozess: Viele Jahre lang wurde im Hinterzimmer geplant und dann mit einer Öffentlichkeit diskutiert. Für beide Seiten ist so eine unangenehme und nicht zielführende und konfliktbehaftete Kommunikationssituation entstanden. Dieses System gilt es zu verändern.

Im Rahmen des Seminars wurden neben den Grundlagen zum Kommunikationsprozess anhand von Fallbeispielen darüber welche Gründe beispielsweise für und gegen ein Tempolimit (30 innerorts, 80 außerorts & 120 auf Autobahnen) sprechen und welche Akteure eingebunden werden sollten? Als ehemaliger Moderator für Bürger- und Expertendialoge kam natürlich auch dieses Thema nicht zu kurz. Im geschützten Rahmen haben die Studentinnen und Studenten Einblicke in das Handwerkszeug einer Moderatorin/eines Moderators erlernt.

Energiewende

Weg von fossilen, hin zu regenerativen Energien und einer stärkeren Bepreisung von CO2 und Methan. Das Thema Energieversorgung und Energiewende wird aktuell allgegenwärtig und äußerst kontrovers diskutiert. Wind und Sonne sind die wichtigsten Hoffnungsträger für eine treibhausgasfreie Energieversorgung. Aus Umweltmanagementsicht wird dabei aber oft vergessen, dass der erste Schritt in jedem Energiekonzept die Einsparung von Energie steht, die Substitution von fossilen Energieträgern erst dann kommt und letztendlich unvermeidbare Emissionen ausgeglichen werden sollen. Der Umbau unseres Energiesystem ist dabei nicht trivial. Wir gehen weg von einer Grundlastenergieversorgung durch Kohle und Atomstrom (beide Kraftwerkstypen sind sehr träge und unflexibel) und wechseln zu einem volatilen Energiesystem mit deutlichen Spitzen und tagesgangabhängigen Strommengen. Wir müssen dementsprechend als Gesellschaft in Speichersysteme, Lastmanagement und intelligenten Netze investieren und auch über einen europaweiten Ausgleich nachdenken. Vor Ort und in der Region bedeutet dieser Umbau, dass auch hier deutlich mehr in Wind- und Sonnenenergie investiert werden muss und dass beispielsweise Geothermie (Kühlung, Wärme- und Stromgewinnung) mit Blick auf den thermisch sehr interessanten Rheingrabenbruch in Zukunft eine wichtige Versorgungsquelle werden kann.

Kommunales Energie- und Umweltmanagement

Neben dem betrieblichen Umweltmanagement sind mit Blick auf die Zukunft vor allem die Bemühungen der Kommunen entscheidend. Die Kommunen tragen eine große Verantwortung dafür, dass die richtigen Stellschrauben vor Ort gestellt werden. Sie können dafür sorgen, dass Wohnungen und Unternehmen flächensparend angesiedelt werden, energieneutral sind und ein ökologisch gleichwertiger Ausgleich erfolgt. Grundlage der Bestrebungen sind internationale Schutzabkommen, wie das

  • Pariser Abkommen (beschlossen Dezember 2015) mit dem Ziel, die durchschnittliche globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C zu begrenzen,
  • die Ziele der EU bis 2050 klimaneutral zu sein,
  • oder das nationale Klimaschutzgesetzt mit Zielhorizont 2030.

Highlights aus der Praxis

Als ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Umweltmanagement der Uni Hohenheim, Mitarbeiter in einem Ingenieurbüro für Seilbahntechnik, Moderator für Bürger- und Expertendialoge und als Geschäftsführer der BUND Region Nordschwarzwald kann man über das eine oder andere Umweltthema berichten und bringt einen relativ umfangreichen Erfahrungsschatz mit – vielleicht liegt der größte Erfahrungsschatz darin zu wissen, dass wir (nicht nur im Umweltsektor) einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen müssen um den Umweltproblemen der Gegenwart zu begegnen. Aus diesem Hintergrund und auf Grund der Hinweise der Studentinnen und Studenten heraus wurde die Idee eines themenspezifischen Austauschs mit Unternehmen und Kommunen aus der Praxis geboren und umgesetzt.

Schmalz, ein nachhaltiges Familienunternehmen im Nordschwarzwald

Das Unternehmen Schmalz aus Glatten gilt deutschlandweit als Vorreiter und Best Practice-Beispiel für nachhaltige Produktion. Schmalz hat seit 2016 über 1000 Mitarbeitende, ist Marktführer in der Automatisierung mit Vakuum sowie für ergonomische Handhabungssysteme und wurde  als eines der 3 nachhaltigsten mittelgroßen Unternehmen für den deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 nominiert. Schon heute deckt Schmalz den Energiebedarf in seinem Hauptsitz in Glatten fast komplett aus eigenen regenerativen Quellen und arbeitet mit Hochdruck daran, bald mehr Energie durch Wind, Sonne Wasser, Erdwärme und Biomasse zu generieren, als für die eigene Produktion benötigt wird.

Online Vorlesung  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Neben den (energie-)technischen Voraussetzungen spielen in diesem Prozess vor allem die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden die entscheidende Rolle, erklären Julian Geißler und Jens Schäfenacker in ihrem Gastvortrag zum betrieblichen Energie- und Umweltmanagement. Beide sind im Team von Manja Hies für das Thema Qualität und Nachhaltigkeit zuständig. Kurz zusammengefasst bedeutet das: Nur wenn es gelingt, dass das Umwelt- und Energiemanagementsystem in den Abteilungen gelebt und umgesetzt wird und wir die Menschen vor Ort im Unternehmen zu einem Wandel animieren können, werden wir nachhaltig erfolgreich sein. Das bedeutet das, dass wir kontinuierlich daran arbeiten weniger Ressourcen für unsere Produktion und unsere Produkte einsetzen und dass wir auch einen Wandel im Handeln erreichen. Das kann bedeuten, dass wir als Unternehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin unterstützen, Fahrgemeinschaften mit Unternehmenskleinbussen zu bilden, oder dass wir sie beim Kauf von E-Bikes unterstützen.

Was nehmen die Studentinnen/Studenten und ich mit? Unternehmenserfolg und Umweltschutz schließen sich nicht aus, sondern sind viel mehr untrennbar miteinander verknüpft und möglich. Leider zeigt die Praxis, dass Freiwilligkeit im Bereich der Nachhaltigkeit nur in wenigen Fällen funktioniert und ein wirklicher Wandel vor allem auf Ge- und Verboten und deutlichen monetären Anreizen basiert, so die Einschätzung der beiden Gastdozenten. Ein Blick auf die langwierige Tierwohldiskussion, das inhaltlich durch Lobbyverbände verwässerte Lieferkettengesetz oder den schleppenden Klimaschutz stützen diese Vermutung. Beeindruckend war die Transparenz und der eigene Antrieb mit dem das gesamte Nachhaltigkeitsteam über die Prozesse, über Erfolge und Herausforderungen und über Risiken und Chancen berichtet hatte. Vielen Dank für den Vortrag und den Austausch!

Das Amt für Umweltschutz (AfU) Stuttgart über das Energiekonzept und die Arbeit im Klimaschutzmanagement

Wie wird eine Stadt wie Stuttgart bis 2050 klimaneutral? Dieser Herkulesaufgabe stellt sich seit Jahren die Stadtspitze, der Gemeinderat und vor allem das Amt für Umweltschutz. Friedrich Huster aus dem Team von Dr. Jürgen Görres hat bereits den Masterplan-Prozess begleitet und koordiniert/plant nun als Mitarbeiter im Energiekonzept Gesamtstadt Stuttgart, wie die notwendigen Schritte gegangen und bewertet werden können.

Management-Zyklus Stadt Stuttgart  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

„Zentrale Sektoren im Energiemanagement und kommunalen Klimaschutz“, so Huster, „sind:

  • kommunale Liegenschaften
  • Wohnen & Gebäude,
  • Gastronomie, Handel, Dienstleistungen und Industrie,
  • Mobilität und
  • Energie.

Um die Ziele der Landeshauptstadt zu erreichen, stehen uns neben Ge- und Verboten vor allem Anreize zur Verfügung. Wir müssen die Menschen mitnehmen. Sehr erfolgreich war zum Beispiel die LED-Tauschaktion, wo alte Glühbirnen gegen neue LED-Lichter getauscht werden konnten. Auch die Ölkessel-Tauschaktion wurde sehr gut angenommen. Systematisch basiert das Energiekonzept aus einem breit angelegten Beteiligungsprozess. Von Anfang an wurden die Akteure, die Wissenschaft und die Bürgerinnen und Bürger eingebunden und Strukturen geschaffen, wie über Arbeitsgruppen (operative Ebene), Fachbeirat (strategische Ebene mit Vorsitz des Baubürgermeisters/der Baubürgermeisterin) und dem Lenkungskreis (politische Ebene mit Vorsitz der Oberbürgermeisterin/des Oberbürgermeisters) ein enger und regelmäßiger Austausch realisiert werden kann.

Was nehmen die Studentinnen/Studenten und ich mit? Die Kommunen sind die entscheidenden Stellen, wenn es darum geht, dass Gesetze umgesetzt, Bundes-/Landesziele erreicht und die Bevölkerung mitgenommen wird. Die Energiewende und der Artenschutz werden nur erfolgreich sein, wenn die Kommunen proaktiv vorangehen und erkennen, dass ohne Klima- und Artenschutz alle anderen wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Interessen gefährdet sind. Dürren, Waldsterben, Überschwemmungen und Brände zeigen diesen Trend bereits jetzt sehr eindrucksvoll. Ähnlich wie bei den Unternehmen gilt auch bei den Kommunen, dass Freiwilligkeit im Kontext der kommunalen Selbstverwaltung bei Nachhaltigkeitsthemen leider oft nicht funktioniert. Während der Klimawandel ein globales Problem ist und der kommunale Einfluss gering scheint, sind die Einflussmöglichkeiten der Kommunen auf den eigenen Gewerbeausbau deutlich größer. Sehr eindrücklich war, mit wie viel Engagement das AfU sich für den Klimaschutz einsetzt und wie viel das Team schon erreichen konnte. Vorreiter sind sie zum Beispiel in der Einpreisung von Umweltkosten. Schon seit 2 Jahren setzt die Landeshauptstadt Stuttgart für ihre internen Wirtschaftlichkeitsberechnungen einen CO2-Preis von 50 Euro je Tonne an und erhöht den Preis jährlich um 15 Euro pro Tonne CO2. Die Grundlage für diesen Preis wurde in einem wissenschaftlichen Diskurs und unter Beteiligung aller Akteure gelegt. Der CO2-Preis von Deutschland liegt dabei gerade einmal bei 25 Euro und soll bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne CO2 steigen. Es ist schön zu sehen, dass sich die Landeshauptstadt im Klimaschutz ihrer Vorbildfunktion bewusst ist. Vielen Dank für den Vortrag und den Austausch!

EnBW: Das Speicherproblem einer zunehmend volatilen Energieversorgung

Die Volatilität von Wind- und Sonnenenergie stellt eine große Herausforderung der Energiewende dar. Wir müssen es als Gesellschaft hinbekommen, die Energie nicht nur dann zu verbrauchen, wenn sie gerade da ist, sondern auch eine sichere Versorgung zu gewährleisten, wenn Wind und Sonne gerade nicht die nötige Energie liefern. Wasser und Pumpspeicherkraftwerke gelten als eine der ältesten Speichermöglichkeiten zur bedarfsgerechten Energiebereitstellung. Das Pumpspeicherwerk Forbach mit der überregional bekannten Schwarzenbach-Talsperre ist ein Beispiel, wie durch Wasserkraftnutzung seit rund 100 Jahren Energie in der Region produziert wird.

Mit Blick auf die vielen Betriebsjahre befasst sich die EnBW seit einiger Zeit mit der Modernisierung des Rudolf-Fettwiesen-Werks in Forbach, erklären Ulrich Gommel und Raphael Pompe im gemeinsamen Zoom-Meeting. „Die Maschinentechnik aus den 1920er Jahren ist nahezu am Ende seiner Lebensdauer und wir müssen mit Blick auf effiziente Arbeitsabläufe Teile der Anlage dringend modernisieren. Große Bereiche der Anlage können erhalten werden. Über einen Kavernenwasserspeicher planen wir als EnBW den Speicheranteil zu erhöhen und somit einen nicht unerheblichen Teil zur erneuerbaren Stromerzeugung beizutragen,“ stellt Gommel dar.

Was nehme ich mit? Die EnBW ist neben E.ON, RWE und Vattenfall einer der 4 größten Stromanbieter in Deutschland und trägt damit eine sehr große Verantwortung dafür, dass der Wechsel zu regenerativen Energien gelingt. Mit Projekten zur Energiespeicherung plant das Unternehmen nicht nur für einen Zeithorizont der nächsten 10 oder 20 Jahren, sondern hat 30 Jahre und mehr im Blick. Dabei wurde im Austausch mit der EnBW-Projektleitung der Modernisierung des Rudolf-Fettweis-Werks deutlich, dass neben monetären/unternehmerischen Interessen auch der Natur- und Umweltschutz und die Beteiligung der Akteure und der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen. Vielen Dank für den Austausch und die Bereitstellung der Folien für das Seminar!

Eine Waldexkursion mit dem BUND-Nordschwarzwald

Im Seminar Umweltmanagement Stand der wissenschaftliche Diskurs im Fokus. BUND-Positionen mussten darin gekennzeichnet werden, so die Vereinbarung mit den Studentinnen und Studenten. Zum Abschluss des Semesters wurde in einer Waldexkursion folgende Themenfelder behandelt:

Grundlagen und Historie Waldbau im Nordschwarzwald

Der Schwarzwald als Wald ist, wie eigentlich alle Wälder in Deutschland, vom Menschen über die Jahrhunderte überprägt worden. Pollenanalysen in Seesedimenten zeigen diesen Wandel sehr deutlich. (Manfred Rösch 2012 Vegetation und Waldnutzung im Nordschwarzwald)Die Fichte ist geohistorisch Beispielsweise ein Baum, der im Nordschwarzwald nur relativ selten vorkam. Tanne, Kiefer, Buche, Eiche oder Birke waren deutlich häufiger vertreten. Das Bild vom Schwarzwald als dunkler Fichtenwald, stammt vor allem aus der jüngeren Geschichte. Nachdem Deutschland nach Ende des 2. Weltkriegs Reparationszahlungen leisten musste und dafür ganze Waldabschnitte gerodet wurden, war die Fichte als schnellwachsender Baum mit geradem Bauholz eine nachvollziehbare Wahl. Im Vergleich zu im Großen besser geeigneten Baumarten wie Buche oder Tanne, bringt die Fichte den Vorteil mit, dass sie auch auf Kahlflächen (ohne Schirm) angepflanzt werden konnte. Heute arbeiten wir mit Hochdruck daran, wieder mehr Diversität zu bekommen und hoffen so auf einen (einigermaßen) stabilen Wald im Klimawandel.

Anpassung Klimawandel und Wasserhaushalt

Licht für die Lichtbaumarten wie die Eichen und trotzdem genug Beschattung und ein geschlossenes Kronendach, dass die Wälder in den trockenen Dürrejahren nicht austrocken. Es ist aktuell nicht leicht, als Forst eine aktive Anpassung an den Klimawandel zu realisieren, den Rohstoff Holz zu nutzen, den Lebensraum Wald zu schützen und die Besucher zufrieden zu stellen. Letztendlich weiß niemand ganz genau, wie der Klimawandel weitergeht. Die Prognosen sind aber eindeutig in Richtung heiß und besorgniserregend, auch mit Blick auf Stürme und Überschwemmungen. Eine gemeinsame Anstrengung von Forst, Wissenschaft, Naturschutz und Politik zum Schutz des Waldes sollte deshalb im Interesse aller stehen.

Holznutzung und Naturschutz: Umtriebszeiten, Baumartenwahl, Nutzungsverzicht

Der Rohstoff Holz ist ein wichtiger Baustoff und kann treibhausgasintensive Materialien wie Beton oder Stahl ersetzten. Der Wald ist aber mehr als Holzknecht und Rohstofflieferant. Er ist Lebensraum vieler Arten und unschätzbar wichtig im Klimawandel. Beide Ansätze sind bei einer Bewirtschaftung zu bedenken und können nicht immer als sogenannte Win-Win-Situation gelöst werden. Beispielsweise wird eine Buche bei uns nach rund 90—120 geerntet. Für viele Arten wie Fledermäuse oder Vögel ist die Buche aber erst ab rund 150 Jahren interessant, wenn die ersten größeren Äste abgebrochen sind und sich der eine oder andere Riss bilden konnte. Zu diesem Zeitpunkt ist die Buche aber nicht mehr interessant für die Holzproduktion. Durch einen Nutzungsverzicht soll sichergestellt werden, dass eine ausreichend hohe Zahl an ökologisch wertvollen Bäumen und Flächen vorhanden sind. 

Verkehrssicherungspflicht und Vorsorgeabschätzung durch Visual Tress Assessment (VTA)

Das Thema Verkehrssicherheitspflicht ist wie jedes juristische Problem differnziert zu betrachten. In Kürze und eigenen Worten dargestellt geht es darum, dass über ein optisches und regelmäßig wiederholtes Überprüfungsverfahren sichergestellt wird, dass die Nutzung von (viel oder regelmäßig begangenen) Straßen und Wegen im Wald gefahrlos erfolgen kann. Einen Bericht zur VTA finden Sie hier: Link zur Forstexkursion Langenbrand

 

Nice2Know

  • Nadelbaumarten: Hier gilt der Merkspruch „Fichte sticht, Tanne nicht“ und Douglasien-Nadeln riechen zwischen den Fingern verrieben nach Saunaaufguss
  • Ein umgangssprachlicher Tannenbaum (mit Blick auf Weihnachten) ist meist eine Fichte. Tannen erinnern mit Blick auf die Form eher an eine Zigarre.
  • Der höchste Baum in Deutschland ist mittlerweile ein gut 100 Jahre alte Douglasie. Sie steht im Freiburger Mühlwald.
  • Das Etikett des Tannenzäpfle der Rothausbrauerei lügt. Es zeigt einen nach unten hängenden Fichtenzapfen. Tannenzapfen stehen nach oben und zerfallen meist, bevor sie zu Boden fallen.
  • Der (unter den Klimabedingungen der letzten Jahrhunderte) normalerweise häufigste Baum in Deutschland ist die Buche. Der zweit-, dritt- und oft sogar vierthäufigste Baum auch. Erst dann kommen andere Baumarten dazu.

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