BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Weitere Windenergie auf der Hornisgrinde?

25. August 2022

Energiewende und Artenschutz sind nur gemeinsam zu denken // Schutzkulisse Auerhuhn veröffentlicht

Turm und Windenergieanlage auf rund 1100 Meter auf der Hornisgrinde Die neue 120 Meter hohe Anlage ersetzt die 3 alten Anlagen von 1994 mit je 35 Metern. Es werden nun 2,3 Megawatt anstatt 350 Kilowatt produziert  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Die Hornisgrinde ist der höchste Berg im Nordschwarzwald, sehr windhöffig und gleichzeitig ein ökologisch sehr wertvoller Lebensraum. Die Diskussion um ein zweites Windrad auf dem Gipfel-Plateau ist mit Veröffentlichung der neuen Planungsgrundlage der Landesregierung zum Auerhuhnschutz (Neue Planungsgrundlage Windkraft und Auerhuhn) neu entbrannt. Der SWR hat die Situation in seiner Sendung gut zusammengefasst: Link zur Sendung

Hintergrund: "Der beschleunigte Ausbau der Windenergie und der Schutz des seltenen Auerhühner in Baden-Württemberg lassen sich gemeinsam verwirklichen. Zu diesem Zweck haben das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft eine neue Planungsgrundlage veröffentlicht, die im Rahmen der „Task Force zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien“ erarbeitet wurde." (Landesregierung Baden-Württemberg) Für Bereiche, die in den vorgeschlagenen Ausschlusszonen liegen, sind die Chancen auf eine Umsetzung eines Windenergie-Projekts deutlich gesunken. Auch das bedeutet eine höhere Transparenz und eine Planungsbeschleunigung.

 


 

Interview mit dem SWR

„Die Schutzverordnung hat für weite Bereiche Ausschlussempfehlungen ausgesprochen. Darunter fallen bei uns im Nordschwarzwald beispielsweise die Flächen des Nationalparks und auch ökologisch ähnliche wertvolle angrenzende Bereiche. Dazu kommen noch die Flächen rund um den Kaltenbronn. Als BUND begrüßen wir die aktualisierte Planungsgrundlage Windenergie. Wir hoffen, dass damit Transparenz für alle Beteiligte geschaffen wurde und so für die Windenergie weitere Räume eröffnet werden, ohne den dringend notwendigen Schutz des vom Aussterben bedrohten Auerhuhns zu vernachlässigen.

Die rund 1160 Meter hohe Hornisgrinde ist der höchste Berg im Nordschwarzwald. Entsprechend hoch ist die Windhöffigkeit. Das wissen alle, die schon mal auf den Freiflächen dort oben unterwegs waren. Der Bereich würde sich also sehr gut für die Energieproduktion eignen. Gleichzeitig ist die Hornisgrinde, genauso wie weitere in den Gipfelbereichen des Nordschwarzwalds, ein einzigartiger Lebensraum. Für das Auerhuhn und auch für diverse andere seltene Arten wie den Wiesenpieper oder den Dreizehenspecht.

Das Auerhuhn braucht strukturreiche Wälder mit Freiflächen, eine ausgeprägte Bodenvegetation, Heidelbeeren und eine vielfältige Insektenwelt. Diese Lebensräume findet man heute nur noch selten beispielsweise im Bereich der Hornisgrinde und der angrenzenden Nationalparkkulisse. Dazu kommt, dass Auerhühner sehr stressempfindlich sind. Gerade im Winter, wenn die Nährstoffversorgung knapp ist, können Störungen dramatische Folgen bis hin zum Tod haben. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: 1970 gab es im gesamten Schwarzwald rund 570 balzende Hähne, heute nur noch rund 110. Ganz grob kann man davon ausgehen, dass die Anzahl der weilblichen Tiere ähnlich hoch ist. Damit kommen wir auf maximal 250 Tiere. Aus wissenschaftlicher Sicht geht man davon aus, dass man mindestens 600 Tiere für eine einigermaßen stabile Population braucht. Da bei uns in den Höhenlagen des Nordschwarzwalds noch relativ viele Auerhühner vorkommen, tragen wir eine besondere Verantwortung für die Art.

Die Diskussion um ein weiteres Windrad auf der Hornisgrinde zeigt sehr deutlich das Konfliktfeld zwischen Klimaschutz und Artenschutz auf. Wir müssen aufpassen, dass in der aktuellen Situation, nicht das eine gegen das andere ausgespielt wird. Letztendlich handelt es sich bei der Schutzverordnung nicht um ein Verbot. Die klare Ausschlussempfehlungen der Landesregierung im Bereich der Hornisgrinde ist jedoch ein deutlicher Wink, dass eine Realisierung eines weiteren Windrads schwierig sein wird. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob schon das erste Windrad sinnvoll war."

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