BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Lebensraum Ochsenwäldle

Verdichten statt vernichten! 61 Hektar wertvoller Mischwald sollen zerstört werden  (Patrick Maier (Basis LUBW) / BUND-Nordschwarzwald)

Der Gemeinderat der Stadt Pforzheim hat am 24. November 2020 entschieden, dass die Prüffläche Ochsenwäldle als interkommunales Gewerbegebiet weiterverfolgt werden soll. 56 Hektar artenreicher Laubmischwald im Eigentum des Landes Baden-Württemberg sind dadurch betroffen. Inklusive der Erddeponie, die nach aktuellem Planungsstand nicht Teil des Gewerbegebiets werden soll, beträgt die Eingriffsfläche rund 61 Hektar. Viele geschütze Arten würden durch den Eingriff getötet oder vertrieben. Die Nachbargemeinden Niefern-Öschelbronn und Wurmberg sollen in die Entwicklung eingebunden werden. Die beiden Gewerbegebietsteile liegen an der Autobahnausfahrt Pforzheim Süd/Wurmberg und umschließen die Wurmberger Straße. Zur Schutzgebietkarte der LUBW kommen Sie hier: Link

Der Bereich der Gewerbegebietsplanung erstreckt sich zwischen einem großen europäischen Schutzgebiet (FFH-Gebiet) im Süden und der NIKE-Fläche, eine seit Jahren stillgelegte Abschussstation der US-Streitkräfte, im Norden. Viele geschützte und seltene Arten haben auf der rund 13 Hektar großen NIKE-Fläche ihren Lebensraum gefunden. Mit den Hecken und Freiflächen weist das Gebiet hinsichtlich des Artenvorkommens die höchste Wertigkeitsstufe auf und ist von überregionaler Bedeutung für den Artenschutz. Beispielsweise ist die NIKE-Fläche Ersatzhabitat für die Zauneidechsen im Deutsche Bahn Projekt Stuttgart 21. Im Westen tangiert das Gebiet einen Wildtierkorridor mit internationaler Bedeutung. Wildtierkorridore wurden eingerichtet, um abgetrennte und zerschnittene Lebensräume wieder miteinander zu vernetzen. Im Bereich des Ochsenwäldles soll so zum Beispiel die Barrierewirkung der im Osten liegenden Autobahn 8 aufgehoben werden. Mit seinen Feuchtgebieten und den unterschiedlichen Waldtypen ist das Ochsenwäldle Lebensraum für viele Amphibien wie Kröten oder Frösche. Damit die Tiere sicher zwischen den beiden bereits durch die Landesstraße L 1135 zerschnittenen Waldgebiete wechseln können, wurden für rund 210.000 Euro Kleintiertunnelanlagen (Amphibienleitröhren) gebaut. Das geplante Gewerbegebiet Ochsenwäldle liegt darüber hinaus vollständig innerhalb der zwei Wasserschutzgebieten. Außerdem ist die gesamte Waldfläche als Landschaftsschutzgebiet für den Stadtkreis Pforzheim ausgewiesen und liegt im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord.

Eine Verträglichkeitsvorprüfung (FFH-Vorprüfung) der Stadt Pforzheim hat bereits zu diesem frühen Zeitpunkt gezeigt, dass eine Vielzahl bedrohter und geschützter Arten durch den Eingriff bedroht sind. Negative Auswirkungen auf die Erhaltungszustände der drei Arten Großes Mausohr (Fledermaus), Gelbbauchunke (Amphib) und Spanische Flagge (Schmetterling) lassen sich nicht ausschließen. Außerdem wird in den Gutachten der Stadt Pforzheim dargestellt, dass ein Gewerbe- und Industriegebiet Ochsenwäldle gegen artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) verstoßen würde. Der Habitatverlust durch die Waldumwandlung wird als nicht ausgleichbar beurteilt. Der Lebensraumverlust kann negative Auswirkungen auf den ohnehin schon ungünstigen Erhaltungszustand haben. Unter Umständen kann der Verlust des Jagdhabitats sogar zur Aufgabe von Ruhestätten in der Umgebung führen.

Hinzu kommen negative Auswirkungen durch etwaige Emissionen, wie zum Beispiel Licht, die betriebsbedingt entstehen könnten. Diese sind aufgrund fehlender Detailplanungen des Gewerbegebiets derzeit nicht prognostizierbar.

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