BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Bunt gewinnt

Es summt und brummt im Insektengarten

„Hier ist ja in jeder Sekunde was anderes los“ wunderte sich Jonas, der jüngste Besucher, beim Blick über das Blütenmeer. Überall summt, brummt und krabbelt es zwischen Wilder Karde, Natternkopf und all den anderen Wildpflanzen und Stauden im Insektengarten von Britta und Klaus Faaß aus Feldrennach.

Blühflächen werden immer knapper. Der eigene Garten kann ein Rückzugsraum sein. Wilde Ecken und viel Raum fürs Leben  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Es ist Mitte Juni, als das Paar seinen naturnahen Garten für Freunde, Bekannte und Interessierte zum ersten Mal unter Wahrung der Corona-konformen Abstandsregeln öffnen kann. Neben Wollbiene, Maskenbiene, Blutbiene und vielen anderen Insekten, zeigte sich an diesem Tag die Blattschneiderbiene zum ersten Mal – ein echtes Erlebnis. Bei den Führungen über das Gelände legt Klaus Faaß den Schwerpunkt auf die Lebensweise von Wildbienen. 3 Punkte sind wichtig, dass Wildbienen sich hier dauerhaft wohlfühlen, erklärt Klaus Faaß: „Wildbienen, aber auch andere Insekten, brauchen ein vielfältiges Futterangebot, geeignete Nistmöglichkeit und ausreichend Baumaterial.“ „Es versteht sich von selbst,“ so Klaus weiter, „dass der Rasen eine Wiese sein sollte und dass die Wiese im Garte nicht ständig gemäht wird. Das heißt nicht, dass der Garten verwildern oder ungepflegt aussehen muss. Ein später Schnitt nachdem die Wildblumen geblüht und ihre Samen verteilt haben ist sogar wichtig. Optimalerweise wird dabei aber nicht alles gemäht, sondern immer ein Teil für die Insekten stehen gelassen.“ Britta schmunzelt: „Auch bei uns gilt – ganz ohne Wege im Garten geht es nicht. Wir wollen uns hier ja ebenfalls wohlfühlen und zum Beispiel zu unserem Gartenhaus oder unserer Kräuterschnecke kommen.“ Und so führen geschwungene Wege zu den vielen kleinen und großen Sehenswürdigkeiten und wilden Ecken im Garten. „Ich muss mit meiner Frau nochmal wiederkommen“ meinte ein Gast aus Arnbach. „Dann sieht sie, dass ein bisschen wild auch schön sein kann“.

„Wir alle können Lebensräume für Wildbienen und Insekten schaffen,“ stellt Britta dar. Das kann eine kleine Oase der Wildnis mitten im Dorf sein oder auch nur ein blühender Balkon. Insekten sind klein, sie brauchen nicht viel Platz. Wichtig ist die Vernetzung mit vielen anderen Plätzen in denen heimische Pflanzen und Insekten ein Zuhause finden.“

Schöne Bienenunterkünfte  fürs Auge Kunst und Natur in Einem  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

„Leider,“ erklären Britta und Klaus, „werden immer wieder nicht heimische Blühpflanzen mit wenig Nektar und Pollen gepflanzt oder unpassende Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt. Häufig haben diese Insektenhotels – die beiden vermeiden diesen Namen strikt – nur wenig Nutzen für die Tiere.“ Die Nisthilfen in ihrem Garten basieren auf den Empfehlungen des Wildbienenpapstes Dr. Paul Westrich und ganz viel eigener Erfahrung. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Fast alle Kinderstuben sind gefüllt. Wer bei der ersten Nisthilfe Unterstützung braucht oder nach einem schönen Geschenk sucht, kann sich vertrauensvoll an Familie Faaß wenden. Es gibt zum Beispiel die Schwarzwald-Edition mit Kuckuck oder die Muttertags-Linie mit Herzchen im Angebot. Dr. Westrich hatte dazu einmal gesagt, dass die Wildbienen keine Farbe bräuchten – es stört sie aber auch nicht und sieht einfach hübsch aus.

3 Fragen an…

Britta und Klaus Faaß, Straubenhardt Feldrennach

Seit vielen Jahren engagieren sich Britta und Klaus Faaß für den Naturschutz. Ein Highlight sind die Wald- und Wiesenerlebnisse für Kinder, die sie hauptsächlich für den BUND anbieten. Die Themen reichen dabei von „Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch“ über „Heuschrecken – Sprungkünstler auf der Sommerwiese“ bis zu „Wildbienen – Wo die wilden Bienen wohnen“. Auch die Älteren bleiben dabei nicht auf der Strecke. Seit 2015 organisieren sie Vogelstimmenführen für Nabu und BUND. Mit viel Herzblut und Interesse haben sich die beiden Autodidakten dabei immer weiter fortgebildet und können mittlerweile auf einen großen Schatz an Erfahrung und Wissen zurückgreifen.

Wie seid ihr zu Naturforschern geworden?

Klaus: „Das Interesse an der Natur war bei mir schon immer da. Schon als Kind habe ich mit dem Feldstecher im Gebüsch gesessen und gewartet, bis ich den Kuckuck ins Bild bekommen habe. Dabei sind natürlich auch viele Käfer und Insekten über die Finger gekrabbelt. So habe ich nach und nach bei der Vogelbeachtung auch immer mehr über Käfer und Insekten gelernt.“

Britta: „Jacques-Yves Cousteau war eines meiner Kindheitsidole. Cousteau war Pionier in der Meeresforschung und Filmemacher aus Frankreich. Aus Ermangelung eines Ozeans ging ich mit meiner Freundin am Dorfbach auf Molch-Jagd. Wir waren oft auf Tour und führten zeitweise sogar Tagebuch über unsere Entdeckungen. Als Schatz habe ich die Freude an der Natur gefunden.“

Über die Beobachtung und Fotografie zur Natur  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Warum Umweltbildung für Kinder?

Klaus: „Am Anfang war ich skeptisch. Ich hatte die Befürchtung, dass die Kinder zu hippelig sind. Das hat sich aber nicht bewahrheitet. Es ist einfach ansteckend, was Kinder im Eifer alles sehen. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie näher am Boden dran sind.“

Britta: „Bei mir war der Erzieherberuf wohl Berufung. Ich arbeite sehr gerne mit Kindern und möchte ihnen die Begeisterung für die Natur mit auf den Weg geben. Nur was man kennenlernt kann man lieben und somit auch schützen“

Nicht nur die Fühler sind unterschiedlich lang. Die einen mögens vegetarisch, die anderen sind Räuber. Kurzfühler- und Langfühlerschrecken  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Klaus: „Ich wünsche mir zum Beispiel, dass sich das Konsumverhalten hin zu mehr Nachhaltigkeit und Fair-Trade-Produkten ändert. Aktuell produzieren wir zu viel Müll, essen zu viel Fleisch und tierische Produkte und verbrauchen zu viel Energie. Wir sollten nicht darauf warten, dass die Politik etwas tut, sondern selbst aktiv werden. Erst wenn die Mehrzahl der Verbraucherinnen und Verbraucher ökologisch nachhaltige Produkte fordert, werden sich die Hersteller und Produzenten danach richten.“

Britta: „Ich fände es schön, wenn mehr Menschen daran glauben würde, dass auch kleine Schritte etwas bewirken. Jede und jeder einzelne kann für sich entscheiden, Plastik zu vermeiden, kein oder weniger Fleisch zu konsumieren oder den Rasen zur wild-romantischen Wiese werden zu lassen. Man darf nur nicht denken, dass man sowieso nichts ändern kann. Jede noch so kleine Entscheidung für die Natur ist ein Schritt der weiterhilft.“

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