Viel hatte ich schon von den Gruppen rund um Freudenstadt gehört und habe mich neugierig an das BUND-Urgestein Walter Trefz gewandt. Dieser zögerte nicht lange, lud seine Mitstreiterinnen und Mitstreiterinnen ein und so trafen wir uns im Gasthaus zum Bad in Christophstal.

Eingebettet im Forbachtal zwischen Freudenstadt und Kniebis liegt mit dem Ortsteil Christophstal einer der ältesten Teile von Freudenstadt. Im Mittelalter wurde hier Silbererz gewonnen und Metall weiterverarbeitet. Heute ist es ein ruhiges Wohngebiet mit schöner Gastronomie und vielen Wanderwegen. Die vorgeschlagene Location, das Gasthaus zum Bad, hätte nicht passender gewählt sein können. Viel Grün wächst rund um das alte und imposante Haus. Innen knarzen die schweren Türen und das alte Gebälk. Es ist ein Haus, dass trotz oder vielleicht wegen seines Alters beeindruckt.

Als erstes kommen Walter Trefz und Ilse Süßer angefahren. Ilse Süßer steigt schmunzelnd aus und zeigt ohne viele Worte zu verlieren zur Begrüßung ein Foto vom Schwarzwald-Christophorus Walter Trefz. Sie hat im Archiv ein Bild von ihm gefunden, wie er bei einer Jugendfreizeit Kinder durch einen Bachlauf trägt. Es dauert nicht lange, dann sitzen wir zu siebt in der Gaststube, freuen uns über unsere Mirabellen-, Quitten-, Rhabarber-Schorlen oder eben über ein kaltes Radler.

Die BUND-Gruppen rund um Freudenstadt konnten in den letzten Jahrzehnten viel bewegen. Noch nicht erholt jedoch hat sich die Kreisgruppe vom plötzlichen Ausscheiden von Martin Franz vor ein paar Jahren. Mittlerweile ist Martin Franz leider verstorben. Er hatte mit seinem Spezialwissen viele Aufgaben übernommen, die neu verteilt werden mussten.  Es formierte sich ein Notvorstand um handlungsfähig zu bleiben. Der neue Vorstand, der sich dazu, trotz anstehender sehr schwieriger Aufgaben bereit erklärte, ist heute noch im Amt. Die sicherlich schwierigste Aufgabe war es, mit dem BUND-Landesverband ein Gewässer in Freudenstadt unter großem finanziellem Aufwand sicher zu gestalten, dabei hat der Landesverband die Kosten vorläufig übernommen.

Ein weiteres großes Projekt war die Räumung des Umweltzentrums in Freudenstadt zu Mitte 2020. Es waren viele Hände, Kontakte und Zeit nötig, um die wichtigen, jahrelang angesammelten Unterlagen an die richtigen Stellen, wie zum Beispiel in Archive zu geben. „Aber gemeinsam haben wir es geschafft,“ so die Gruppe.

Wie bei viele anderen Sport-, Freizeit oder Naturverein ist es auch für die Gruppen im Nordschwarzwald schwer, neue und jüngere Mitglieder zu finden. „Wir setzen uns immer noch für den Natur- und Umweltschutz ein, schreiben Stellungnahmen, machen Führungen oder sind bei sonstigen Aktionen dabei,“ wird mir berichtet. „Als nachhaltig und regional produzierte Lebensmittel noch keinen wirklichen Absatz gefunden haben, haben wir zum Beispiel jahrelang in Freudenstadt einen Ökomarkt veranstaltet. Es ging darum, ein Zeichen zu setzen. Als Verbraucherinnen und Verbraucher haben wir Möglichkeiten, ökologisch nachhaltig und sozial verträglich einzukaufen. Anfänglich hat sich der Markt finanziell sehr gelohnt und hat auch wesentlich zum Haushalt beigetragen, erst später gingen Besucher und Ertrag zurück. Wir waren damit ein bisschen der Zeit voraus. Heute bieten ja auch die Supermärkte regionale Waren an.“

Weiter berichtet die Gruppe: „Genauso haben wir uns als BUND für den Nationalpark Schwarzwald eingesetzt. In der öffentlichen Wahrnehmung ist er längst angekommen und stellt eine gute wirtschaftliche Möglichkeit für die Anliegergemeinden dar."

Es ist schön, so mein Eindruck, dass wir als BUND noch in vielen Gemeinden Mitglieder haben und es beeindruckt mich immer wieder, mit wie viel Interesse und Engagement sie dabei sind. Wer aber wie Ilse Süßer am Tisch sitzt, das Essen vor sich stehen hat und dann unvermittelt erklärt, dass „es ja unglaublich spannend ist, dass hier im Tischstrauß das Schwarze Bilsenkraut steht“, kann wahrscheinlich nicht anders, als sich auch im fortgeschrittenen Alter für die Natur und die Umwelt einzusetzen.

Wer an den BUND-Nordschwarzwald denkt, denkt unweigerlich an die großen Wälder, die Täler und Berge, möglicherweise auch an Orkan Lothar, an den Nationalpark oder den Wolf. Manche vielleicht auch an den größten Marktplatz Deutschlands in Freudenstadt oder den Tourismus und die Gastronomie im Murgtal. Viele ältere BUNDlerinnen und -bundler erinnern sich auch an Zeiten, in denen der BUND rund um Freudenstadt zu den größten Gruppen gehört hat. Vieles davon geht mir auf meinem relativ kurzen Nachhauseweg durch den Kopf und ich muss an die Anregungen und Wünsche aus der Gruppe denken. Warum sich nicht mit anderen BUND-Gruppen austauschen und über die Grenzen mit Nabu, Fridays for Future oder mit Künstlerinnen und Künstlern tolle Natur- und Umweltschutz-Aktionen machen? „Einzelne Veranstaltungen,“ so Walter Trefz, „mit einem großen Teil Spaß und Spiel“.

Ein Wunsch der Kreisgruppe ist ein, sich erneut zu treffen, um die künftige Zusammenarbeit festzulegen und bei dem auch vielleicht auch ein Vorstandsmitglied für den Regionalvorstand gefunden werden kann.

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