Warum ein Bienenhotel kein Hotel sondern eine Unterkunft ist
Johannes-Gaiser-Werkrealschule Baiersbronn
„Bienen sind wichtig, weil sie Honig machen und Blüten bestäuben“, sagt eine Schülerinn. „Ja richtig. Honigbienen sind für uns Menschen wirtschaftlich interessant. Für die Natur sind aber vor allem die Insekten und Wildbienen entscheidend“, antworte ich.
Die vielen Insekten und Wildbienen sind die Grundlage für ein ganzes Netz an Lebewesen. In den letzten Jahrzehnten beobachten wir einen starken Verlust. Das betrifft die Artenvielfalt und auch die Menge an Insekten und Wildbienen auf der Fläche. Wir greifen praktisch in den Grundbaustein der Nahrungskette ein. Heute soll es mit den Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse darum gehen, was wir aktiv für Wildbienen und Insekten tun können. 3 Punkte sind wichtig: Wildbienen und Insekten brauchen ein vielfältiges Nahrungsangebot. Unsere heimischen Pflanzen bilden dafür die Grundlage. Außerdem brauchen sie Nistmöglichkeiten und Baumaterial. Ökologisch tote Flächen wie kurzgeschorener Rasen oder Schottergärten bieten keinen Mehrwert. Wichtig ist, dass wir mehr Blühflächen und geordnete Unordnung zulassen. Blühwiesen, Brennesseln, Büsche und Hecken sind echte Arten-Hotspots.
Der Schulgarten bietet eigentlich alles, was das Bienen- und Insektenherz höher schlägen lässt. Nur die Unterkunft ist etwas in die Jahre gekommen. Dazu kommt, dass auch hier Fehler gemacht wurden, die sehr häufig vorkommen: Nisthöhlen wurden beispielsweise in Nadelhölzer gebohrt. Das Problem dabei ist, dass die langen Nadelholzspreißen die Flügel der jungen Bienen verletzen können. Bei vielen anderen Holzblöcken wurde in das Stirnholz gebohrt. Oft ist das mit Rissbildungen verbunden.
Solche Röhren werden von den Wildbienen meist nicht angenommen. Wenn doch, bieten sie keinen ausreichenden Schutz für Eier, Larven oder die geschlüpften Bienen. Weniger schlimm sind Fehler, wie die mit Heu und Hackschnitzel gefüllten Teile der Bienenunterkunft, oder Ziegelsteine mit viel zu großen Löchern. Sie sind einfach nur nutzlos, schaden den Bienen aber meist nicht. Viele der Fehler sind im Bild noch zu sehen.
Wir haben mit Bambusröhrchen und Biernenholz passende Unterkünfte gebaut. Die mit Bambus gefüllten Dosen haben die Schülerinnen und Schüler mit einer Sand-/Lehmmischung eingebaut. Ob die Mischung als zusätzlicher Lebensraum angenommen wird, wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall schadet er nicht. In die Birnenholzblöcke haben die Schülerinnen und Schüler im Werkraum viele unterschiedlich dicke und dünne (Durchmesser 2 bis 8 mm) gebohrt. Die meisten Hölzer unserer heimischen Laubbäume (Buche, Apfel, Birne …) sind geeignet. Harzhaltige Hölzer die zur Spreißenblidung (Nadelhölzer) neigen sind ungeeignet.
Wir sind gespannt, wie sich die Bienenunterkunft in den nächten Jahren entwickelt. Schön ist, dass die Schülerinnen und Schüler noch ein paar Jahre Zeit haben und diesen Prozess beobachten können. Als BUND begleiten wir das gerne und schauen immer mal wieder vorbei. Auch wir wollen wissen, wie es in der Bienenunterkunft weiter geht.
Eine Frage ist noch offen: Warum Bienenunterkunft und nicht Bienenhotel? Ganz einfach, wir wollen, dass sich die Bienen über eine lange Zeit darin wohl fühlen. Sie sollen ihre Eier ablegen können und sich sicher sein, dass in den nächsten 1 oder 2 Jahren niemand kommt und die Brutröhren reinigt. In dem Fall gilt: Zimmerservice unerwünscht.