BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Wanderung im Nordschwarzwald

Der Winter zeigte sich wie so oft dieses Jahr: Oben weiß unten, unter 600 Meter, grün und ohne Aussicht auf Schnee. Warum das so ist, war unter anderem Thema der Exkursion. Es hatte sich angedeutet, dass viele Gäste von Nah und Fern das Wochenende für einen Ausflug in den Nationalpark nutzen würden. Skifahren, Rodeln und Wandern in herrlicher Natur bieten einen schönen Ausgleich zum eher trüben und teils nebligen Tiefland-Winter in Corona-Zeiten.

Mit Blick auf die Parkplatzsituation haben wir uns schon relativ früh verabredet und haben uns um kurz nach 10 Uhr am Ruhestein getroffen. Wir hatten eine schöne Tour von dort zur Darmstädter Hütte und zum Wildseeblick oberhalb des Bannwalds im Bereich geplant. Dabei ging es uns gar nicht darum, nur die Ruhe der Natur zu finden. Eine spannende Frage, die wir mit dem Nationalpark-Ranger Luis diskutieren wollten, wäre gewesen, wie der Nationalpark die Besuchermassen und den Naturschutz vereint, welche Strategien funktionieren und was man dafür braucht. Die Hochlagen mit den Grindenflächen, Lebensraum von Auerhuhn und anderer seltener Tiere, Pflanzen und Pilze oberhalb des Ruhesteins, wären für diese Frage prädestiniert gewesen.

Der Konjunktiv deutet es an. Die Parkplätze waren schon alle belegt und die Polizei damit beschäftigt, Zufahrtsstraßen im Tal abzusperren und Falschparkerinnen und -parker zum Weiterfahren zu bewegen. Trotz gutem Zureden dürfte der eine oder die andere ein Knöllchen riskiert und auch bekommen haben. Nach der Reform des Strafenkatalogs ein relativ teures Vergnügen. Wir haben gemeinsam abgestimmt und sind wieder zurück ins Murgtal nach Mitteltal gefahren. Neuer Treffpunkt war kurzerhand der Parkplatz am Naturbad. Von dort führt eine wunderschöne Wanderroute vorbei an der Ruine der Burg Tannenfels hoch zur Walterhütte und wieder zurück.

Nach einem kleinen Veggi-Frühstück aus der Hand mit Kaffee, Tee und Saft ging es los. Insgesamt waren wir über 20 BUNDlerinnen und BUNDler (und die die es werden wollen) aus dem ganzen Regionalgebiet, die sich mit Hund und Kind auf den Weg machten. Bei perfektem Winterwetter ging es durch tiefen Schnee den Berg hoch. Zum Glück hatten alle passendes Schuhwerk an und genug Kondition.

Impressionen vom Aufstieg  (Klaus Faaß)

Die Burg Tannenfels wurde schon Ende des 11. Jahrhunderts erbaut. Sie ist damit rund 200 Jahre jünger als die Gemeinde Baiersbronn. Land und Gemeinde haben die Ruine wieder (zumindest im Sommerzeitraum) zugänglich gemacht. Mehr Infos finden Sie hier: Link https://www.schwarzwald-informationen.de/burgruine-tannenfels.html

Burg Tannenfels  (Klaus Faaß)

Von der Walterhütte auf knapp 800 Meter hatten wir einen wunderschönen Blick ins Murgtal. Unten lagen Obertal, Mitteltal und Baiersbronn noch im Frost, oben war es schon fast frühlingshaft mild. Es war eine gute Stelle, um auf den Nationalpark zu schauen.

Blick von der Walterhütte ins Murgtal  (Patrick Maier / BUND Nordschwarzwald)

Wir konnten die Kernbereiche und die Entwicklungszonen ausmachen, wo Natur Natur sein darf und der Borkenkäfer zum Architekten eines ökologisch hochwertigen Waldes wird. Wahrscheinlich wird dieser artenreichere Wald deutlich stabiler auf Stürme und Klimaeinflüsse reagieren können. Um die Gebiete außerhalb der Nationalparkkulisse vor möglichen Einflüssen durch den Nationalpark zu schützen, wurden breite Pufferzonen gezogen und, das zeigen die letzten Jahre, ein funktionierendes Borkenkäfer-Management eingerichtet. Mehr Infos finden Sie hier: Link https://www.nationalpark-schwarzwald.de/de/nationalpark/aufgaben-ziele/borkenkaefermanagement

Unser Klima und Wetter hat sich schon jetzt stark gewandelt. Der Schnee ist ein hervorragender Indikator für diesen Prozess, weil der Schnee über die Schneefallgrenze sowohl die Temperatur abbildet und die Schneedecke den Witterungsverlauf zeigt. Besonders spannend und eindrücklich sind solche Beobachtung, wenn geringe Temperaturunterschiede darüber entscheiden, ob Schnee oder Regen fällt. Bei uns im Schwarzwald ist das der Fall. Die Durchschnittstemperaturen im Winter sind in den ozeanisch geprägten südwestdeutschen Mittelgebirgslagen nicht besonders kalt und lagen im Januar in Freudenstadt auf 800 Meter im Zeitraum 1961—1990 (graue Kurve) bei –1,5 °C. Im Zeitraum 1981—2010 (rote Kurve) wurde es schon deutlich wärmer. Die Temperaturen lagen nun im Mittel im Januar gerade noch bei –0,8 °C. Das aktuelle Klimamittel (1991—2020) wurde vom DWD noch nicht veröffentlicht. Die Daten vom DWD finden Sie hier: Link https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimadatendeutschland/vielj_mittelwerte.html

Klima Freudenstadt. Werte DWD. Darstellung BUND-Nordschwarzwald, Patrick Maier

Was hat sich genau verändert? Einerseits wurde es wärmer. 1,5 Grad wärmer bedeutet, dass die Schneefallgrenze oft um 300 bis 400 Meter höher liegt. Das ist eine ganze Menge. Dazu kommt, dass sich die Konsistenz der Wetterlagen verändert hat. Die Wetterlagen sind stabiler geworden und ändern sich oft nur noch sehr langsam. Im Winter 2021/2022 ist das schön zu beobachten. Wir haben ein Hochdruckgebiet, dass sich Ende November über Westeuropa eingenistet hat und dann, je nach genauer Lage, von Norden Schnee oder trockenes und moderat-kaltes Wetter, teils mit Inversionslagen, gebracht hat. Für das Flachland zu warm, für den Schwarzwald und die Nordalpen aber nicht schlecht für Winterwetter. Über Weihnachten hatten wir dann eine zweiwöchige Warmphase mit teils extremen Regenmengen bis über die Mittelgebirgsgipfel und manche Alpengipfel hinaus. Nach Dreikönig am 6. Januar kam es dann zu einem nächsten Wechsel, beziehungsweise einer Wiederholung des Wettergeschehens, das wir schon aus der Adventszeit kennen. Wir haben wieder ein stabiles Hoch über Westeuropa mit Schnee und Sonne in den Bergen und trüben Wetter ohne wirkliche Chance auf Schnee im Flachland. Die lang-andauernden Wetterlagen sind es, die trotz Klimawandel die Chance auf Schnee bringen. Sie sorgen durch lange Tauphasen aber auch oft dafür, dass der Schnee bis in die Gipfellagen verschwindet und sich keine stabile Schneedecke ausbilden kann. Für kälteangepasste Arten stellt dieser Wandel ein zunehmendes Problem dar, weil sie nicht, wie beispielsweise in den Alpen, in höhere Gefilde ausweichen können. Weltweit führen diese trägen Wetterlagen immer häufiger zu Katastrophen durch extreme Hitze oder extreme Niederschläge, die immer wieder dieselben Gebiete treffen.

Der Weg zurück zum Parkplatz war wandertechnisch nicht sehr schwierig. Wir hatten so als Gruppe die Möglichkeit uns gemütlich auszutauschen. Wie wird bei der Gruppe Oberes Kinzigtal mit dem Thema Windenergie umgegangen? Was passiert gerade im Eyachtal und könnte eine Beweidung mit ursprünglichen Rassen die vielen seltenen Arten dort stärken? Wie steht es um das geplante Gewerbegebiet Ochsenwäldle und was unternehmen die Gruppe Pforzheim und Umgebung und die Gruppe Heckengäu für den Erhalt? Wir haben nicht auf alles eine Antwort gefunden, sind uns aber sicher, dass wir öfters solche Treffen machen wollen.

Wir freuen uns über eure Eindrücke. Schickt uns doch eure Lieblingsbilder und einen kleinen Kommentar für die Webseite!

Euer Team vom BUND-Nordschwarzwald

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