BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Künstlich, aber trotzdem gut

Bürgerforschungsprojekt ausgewertet: Kämpfelbach liegt im zufriedenstellenden Bereich

 (Liss Hoffmann / BUND Nordschwarzwald)

Stundenlang sind sie mit Keschern und mit Eimern im Wasser des Kämpfelbachs unterwegs gewesen, um Proben zu sammeln. Proben, die sie anschließend unter der Lupe, unter dem Mikroskop, mit Hilfe eines mobilen Labors und einer einheitlichen Methodik untersucht haben. Zehn Ehrenamtliche haben sich Ende April an einem Bürgerforschungsprojekt beteiligt, das unter dem Namen „Flow“ einen Beitrag zum deutschlandweiten Kleingewässermonitoring leisten soll. Vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, von der Volkshochschule und von den Bachpaten gemeinsam auf die Beine gestellt, geht es darum, den ökologischen Zustand des Kämpfelbachs nach festgelegten Parametern wissenschaftlich zu analysieren. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor, die laut Volker Molthan für ein künstlich angelegtes Gewässer unterm Strich zufriedenstellend sind. Molthan ist ehrenamtlicher Klimapate, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des BUND und Ende April einer von denen gewesen, die an der Forschungsstelle beim Königsbacher Bildungszentrum im Einsatz waren.

Feldprotokoll  (Liss Hoffmann / BUND Nordschwarzwald)

Dass dort bei der Gewässergüte kein guter Wert erzielt werden konnte, liegt daran, dass der Bach in diesem Bereich einst in einen künstlichen Lauf gepresst wurde. Allerdings haben sowohl die Bachpaten als auch der gemeindeeigene Bauhof in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten laut Molthan zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, die positive Auswirkungen auf die im und am Bach lebenden Tiere haben. Was zur Folge hat, dass er beim Querprofil und bei der Solenstruktur mittelgute Werte erzielt. Molthan betont, wie wichtig vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels eine ausreichende Beschattung ist, damit der Bach auch im Hochsommer nicht zu warm wird. Bei der Messung Ende April lag die Wassertemperatur mit 13,5 Grad im sehr guten Bereich. Einen sehr guten Wert weist der Kämpfelbach mit 0,96 auch beim sogenannten SPEAR-Index auf, der als anerkannter Bio-Indikator für die Gewässergüte Auskunft über die Auswirkungen von Pestiziden auf wirbellose Kleinstlebewesen wie Flohkrebse, Insektenlarven, Schnecken, Egel und Würmer gibt. Sie sind wichtig, weil sie Tieren wie Fischen zur Nahrung dienen und den Bach auf natürliche Weise sauber halten, indem sie durch Stoffwechselprozesse organisches Material abbauen.

Dass man am Kämpfelbach auch Steinfliegenlarven gefunden hat, bewertet BUND-Projektmanagerin Liss Hoffmann als sehr positiv. Denn diese seien sehr empfindlich, wenn es um Pflanzenschutzmittel und organische Verunreinigungen wie Dünger und Abwässer geht. Ein sehr gutes Ergebnis erzielt der Kämpfelbach auch beim pH-Wert, der bei acht liegt. Im mittleren Bereich liegen dagegen der Nitratgehalt mit 15 Milligramm pro Liter und der Nitritgehalt mit 0,4 Milligramm pro Liter. Der Kämpfelbach sei eben „kein Gebirgsbach“, sagt Molthan, der die Werte unterm Strich aber immer noch als „relativ gut“ bezeichnet. Er führt das vor allem darauf zurück, dass es in der Gegend kaum noch Großtierhaltung gibt, die zu Einträgen in die Gewässer führen kann. Beim Phosphatgehalt schneidet der Kämpfelbach mit einem Wert von 0,1 Milligramm pro Liter gut ab: Er ist kaum durch Abwasser und anorganische Düngemittel belastet. Alle Werte haben die Ehrenamtlichen nach ihren Messungen an das Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig der Helmholtz-Gesellschaft (UFZ) übermittelt. Die Forscher dort werten sie aus, bereiten sie grafisch auf und erstellen aus ihnen einen Bericht über den Zustand der Kleingewässer in Deutschland, der auch politischen Entscheidungsträgern vorgelegt wird.

Dadurch haben die in Königsbach vorgenommenen Messungen laut Molthan einen ganz praktischen Nutzen. Er verweist auf eine Vorgabe der Europäischen Union, die ein regelmäßiges Gewässermonitoring verlangt. Bei den großen Gewässern erster Ordnung kümmern sich darum die Regierungspräsidien. Damit auch kleinere Gewässer nicht durchs Raster fallen, hält Molthan Bürgerforschungsprojekte wie das in Königsbach für unverzichtbar. Wichtig sei, nicht nachzulassen und die kleinen Gewässer auch in Zukunft im Auge zu behalten. Auch bei der Volkshochschule hat man längst die Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes erkannt – und mit entsprechenden Bildungsangeboten reagiert. Zahlreiche weitere Projekte sind laut der Königsbacher Außenstellen-Leiterin Monika Ruthardt dazu geplant. Im Herbst etwa ein Kurs, der aufzeigen soll, welchen Beitrag jeder Einzelne zum Umweltschutz leisten kann. Zudem will man laut Ruthardt weitere Projekte im Nachhaltigkeitstreff des Bürgernetzwerks vorantreiben. – Text:Nico Roller

Bachpaten-Leiter Harry Faaß, VHS-Außenstellen-Chefin Monika Ruthardt, Liss Hoffmann und Volker Molthan vom BUND (von links) vor dem Kämpfelbach  (Nico Roller)

Der BUND Nordschwarzwald bedankt sich ganz herzlich bei Nico Roller für den umfassenden Bericht!

Allgemeine Informationen über das FLOW-Projekt und zukünftige Untersuchungstermine finden Sie hier

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