BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Junges Ehrenamt: Pflege eines Magerrasens

22. Oktober 2020 | Lebensräume, Natur-/Umwelt-/Klimaschutz, Naturschutz

Wer glaubt, dass junge Menschen sich nicht einbringen irrt! Wer glaubt, dass Mädels nicht genauso anpacken können wie Jungs irrt auch, und zwar gewaltig!

Viele seltene Arten finden einen Lebensraum. Ein verbuschter Weinberg wird zum Magerrasen  (Patrick Maier / BUND-Nordschwarzwald)

„Hallo Audrey und Laura, wenn das Wetter mitspielt, würden wir uns am 22.10. um 9 Uhr morgens treffen und westlich von Enzberg eine Landschaftspflegemaßnahme durchführen. Die BUND-Gruppe Mühlacker kümmert sich dort seit Jahren um eine Magerrasenfläche. Leider wächst diese Fläche immer wieder zu und muss zurückgeschnitten werden. Bitte bringt gute Schuhe, robuste Kleidung und ein Vesper mit. Freischneider und Sicherheitsausrüstung hat Thomas Köberle vom BUND-Mühlacker dabei. Versichert seid ihr über den Landesverband vom BUND. Bei Fragen, einfach melden. Liebe Grüße Patrick“

Morgen soll es mit den Pflegemaßnahmen losgehen. In einer kurzen Mail habe ich die wichtigsten Infos für Audrey und Laura zusammengefasst. Laura und Audrey wohnen in Pforzheim und setzen sich als Umwelt-Studentinnen seit Jahren für den Natur- und Umweltschutz ein. Vor ein paar Wochen haben sie auf der Webseite unsere Stellenausschreibung gelesen: „Der BUND-Nordschwarzwald sucht für eine lausige Bezahlung (bis gegen Null) Umwelt-Experteninnen/-Experten, die Freude am Ehrenamt, am Austausch und am Natur- und Umweltschutz haben.“ Ich habe mich sehr gefreut, dass sich die beiden darauf gemeldet und ihr Interesse gezeigt haben.

Seit Jahren pflegt die Ortsgruppe BUND-Mühlacker bei Enzberg einen ehemaligen Weinberg. Nur noch kleine Magerrasenflächen waren Mitte der 1990er Jahre übriggeblieben. Der Rest war zugewachsen. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten hätten bei einer weiteren Verbuschung ihren Lebensraum verloren. Die BUND-Ortsgruppe konnte dies mit ihren Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen verhindern und sogar neue Lebensräume für Kalkaster, Weidenblättrigen Alant, Golddistel, Bienen-Ragwurz und viele andere (für viele von uns unbekannte) Raritäten schaffen. Dass die Pflegemaßnahmen im Steilgelände nicht einfach sind, liegt dabei auf der Hand. Früher hätte man gesagt, dass man dafür schon echte Kerle braucht, die ordentlich anpacken können. Heute sind wir zum Glück einen Schritt weiter und so treffen wir uns um kurz nach 9 in Enzberg und gehen zusammen zur Fläche. „Bitte passt auf eure Finger auf. Die Freischneider sind echte Höllengeräte. Und bitte lasst immer euren Kopfschutz auf. Kleine Steinchen können über viele Meter durch die Luft geschleudert werden“, so Thomas Köberle. Weiter erklärt er, dass wir beim oberen Wiesenabschnitt bis zu den Hecken dicht am Boden mähen sollen und im unteren Wiesenabschnitt einen Altgrasstreifen stehen lassen sollen.

Gemeinsam schnallen wir uns unsere Freischneider um und legen los. Es ist warm unter dem Helm und wir freuen uns, dass nach fast 2 Stunden der leere Tank uns zu einer Pause zwingt. Wir haben schon einiges geschafft, sehen aber auch, dass neben dem Tag heute sicherlich noch ein weiterer Tag Arbeit vor den beiden liegt.

Ich bin neugierig. Ehrenamt im Natur- und Umweltschutz – warum setzt ihr euch dafür ein?

Audrey: „Die Natur liegt mir sehr am Herzen – sie ist unsere Heimat. Wir Menschen richten leider oft großen Schaden an, da wir dazu neigen unsere Umwelt zugunsten von „Fortschritt” zu verdrängen, und dabei deren Vielfalt zu zerstören. Daher möchte ich meinen kleinen Beitrag leisten, etwas Gutes zum Erhalt unserer Lebensgrundlage zu tun, und ihr Gleichgewicht zu stärken.“

Laura: „Die Ehrenamtliche Tätigkeit bietet mir eine tolle Möglichkeit Einblicke in die Arbeit von Umwelt- und Naturschutzvereinen wie dem BUND zu bekommen. So lernt man neben überlebenswichtigen Fähigkeiten – wie einen Freischneider auf einer Streuobstwiese so zu benutzen, dass einem nicht die am Boden liegenden Äpfel um die Ohren sausen – auch die Bedeutung solcher offenen Flächen und Landschaftserhaltungsmaßnahmen kennen. Des Weiteren hat man die Chance aktuelles Regionalpolitikgeschehen aufzuschnappen und dessen Akteure ein wenig kennenzulernen. Und – mal ganz unter uns – es fühlt sich auch einfach richtig an, etwas Gutes zu tun.“

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