BUND Regionalverband Nordschwarzwald

Junges Ehrenamt: Mahd- und Schnittmanagement in der Praxis

23. November 2020 | Natur-/Umwelt-/Klimaschutz

Der Mensch pflegt, die Maschine macht kurz. Wo Landschaftspflege per Hand Strukturen schaft, gleicht ein Mulchgerät die Wachstumshöhe nur an.

Damit Hecken und Böschungen für viele Arten attraktiv bleiben, müssen sie regelmäßig gepflegt und zurückgeschnitten werden. Pflegemaßnahme mit Laura und Audrey in Mühlacker  (Patrick Maier / BUND-Nordschwarzwald)

Fast 500 Meter lang erstreckt sich der Hohlweg in Mühlacker vom Ortsrand aus in Richtung der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Viele Spaziergängerinnen, Radfahrer oder Landwirte nutzen den Weg. Rechts und links stehen Hecken, wachsen Brombeeren, Gräser und Blühpflanzen. Wir haben eine Struktur, wie sie für das Heckengäu typisch ist. Leider verlieren wir immer mehr von diesen so wichtigen Kleinlebensräumen für Vögel, Insekten und viele andere Arten.

Als Laura, Audrey und ich an diesem Montagmorgen aus dem Fenster schauen, wird uns schnell klar, dass uns das Wetterglück für die heute geplante Pflegemaßnahme nicht verfolgt. Es nieselt bei 4 Grad. Egal! Wir sind ja nicht aus Zucker und haben Regenkleidung im Schrank hängen.

Um kurz nach 9 Uhr treffen wir uns mit Thomas Köberle Geschäftsführer vom Landschaftserhaltungsverband (LEV) Enzkreis und  Mitglied der BUND-Gruppe Mühlacker. Wie schon beim letzten Mal hat er für uns die komplette Ausstattung dabei. Zwei Freischneider, ein Hochentaster, Schutzausrüstung und 2 Kanister Sprit stehen bereit.

„Diese Mal“, so Thomas, geht es darum, dass wir einerseits das sogenannte Lichtraumprofil freihalten, damit die Menschen den Weg auch zukünftig nutzen können und die Hecken ihn nicht zuwachsen, und andererseits die Hecken, Büsche und Gräser so zurückschneiden, dass für die Tiere und Pflanzen weiterhin attraktive Lebensräume zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch, dass wir immer wieder die Hecken abschnittsweise auf den Stock setzen. Durch dieses Vorgehen bekommen wir eine Abfolge, von jungen, mittelalten und älteren Strukturen.“

Ich mache mich an die Äste und merke bei Schreiben deutlich, dass die Muskeln nicht an ein Arbeiten über Kopf gewöhnt sind. Laura und Audrey waren, wie schon beim ersten Pflegeeinsatz, mit den Freischneidern unterwegs und haben den Bewuchs bodennah zurückgeschnitten. Natürlich nicht ohne ein paar Altgrasstreifen für die Überwinterung von Insekten und kleineren Lebewesen stehen zu lassen.

Rückblick: Im Sommer 2020 haben wir uns an die Verwaltung und die Politik gewendet und für eine ökologische Mahd im Böschungsbereich von Straßen und Wegen geworben. Fazit unseres Pflegeeinsatzes entlang des Hohlwegs ist: Mit großem Gerät wären wir schneller gewesen. Mit einem Mulch-Gerät wären aber die vielen Taschentücher und Plastikverpackungen (bitte liebe Leut, nehmt euren Müll doch wieder mit heim!) gehäckselt und liegen gelassen worden. Das Lichtraumprofil wäre frei, aber es wäre keine Rücksicht auf junge Triebe der Hecken genommen worden. Jedes Jahr würden die Hecken weiter überaltern und von innen heraus vergreisen. Wenn wir Ökologie wollen, brauchen wir mehr Handarbeit und vor allem Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Wert der Natur kennen und wissen, wie Pflegemaßnahmen umweltschonend durchgeführt werden.

Unser 6-Punkte-Plan zum Mahd- und Schnittmanagement finden Sie hier.

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