Können E-Fuels eine Säule des Klimaschutzes sein? Dieser Frage stellte sich die Landes-FDP rund um den Fraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Ulrich Rülke. Mit dabei waren Friedrich Haag (FDP-Sprecher für individuelle Mobilität und Betreiber von 2 Tankstellen), Prof. Thomas Koch (Leiter Institut Kolbenmaschinen am KIT), Werner Steber (Geschäftsführer Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK)) und Timo Gerstel (Geschäftsführer Autohaus Gerstel) im Autohaus Gerstel/Pforzheim.
Aktuell stammen rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg aus dem Verkehrssektor. Die Strategie von FDP und Prof. Koch ist einfach: Man produziert synthetische Kraftstoffe und ersetzt damit den Sprit aus Rohöl. Ländern mit viel Wind und Sonne werden die neuen Kraftstofflieferanten der Zukunft. Weil es Energie in diesen Ländern sehr günstig gibt, spielt nur hohe Energiebedarf (für die Extraktion von CO2 aus der Luft und die Produktion von Wasserstoff aus Wasser) nur eine untergeordnete Rolle. Die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie bleiben vor Ort erhalten, der Antrieb ist rechnerisch klimaneutral und es werden weiterhin Steuern auf Antriebsstoffe erhoben – Problem gelöst…
So einfach ist es mit dem technischen Lösungsansatz von FDP und Koch aber leider nicht: Die Grundannahme ist falsch. Wir leben noch lange nicht in einer Zeit, in der Energie aus regenerativen Quellen im Überfluss da ist. Energie ist kostbar und wird das auch bleiben. In vielen Fällen erkaufen wir uns die Energie durch Eingriffe in die Natur. Für den BUND ist der Lösungsansatz klar: Wir brauchen eine systematische Mobilitätswende hin zu umweltfreundlichen Lösungen. Der motorisierte Individualverkehr muss deutlich reduziert und mit klimaneutralen Lösungen betrieben werden.
Rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen stammen in Baden-Württemberg aus dem Verkehrssektor. Im Rahmen der Podiumsveranstaltung „E-Fuels – Kraftstoff für Klimaschutz“ vom 23.1.2023 im Autohaus Gerstel (Pforzheim) hat sich FDP den Fragen gestellt: Ist die einseitige Fokussierung auf elektrische Antriebe zu kurz gedacht? Wie ist unsere Mobilität mit dem Klimaschutz vereinbar und welche Chancen und Potenziale bieten E-Fuels? Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde vorrangig die Verbrennertechnik diskutiert. Andere Antriebsarten wurden nur am Rande dargestellt. Wie eine Mobilitätswende aussehen könnte, wurde nicht erörtert.
Für den BUND ist der Lösungsansatz klar: Wir brauchen eine systematische Mobilitätswende hin zu umweltfreundlichen Lösungen. Der motorisierte Individualverkehr muss deutlich reduziert und mit klimaneutralen Lösungen – hier schließt sich der Kreis – betrieben werden.
„600.000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland direkt vom Verbrenner ab. Dazu kommen viele Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben“, so Dr. Hans-Ulrich Rülke, Fraktionsvorsitzender der FDP Baden-Württemberg. Weil der Verbrennungsmotor aus deutlich mehr Teilen besteht als ein E-Antrieb geht Rülke davon aus, dass 9 von 10 Arbeitsplätze in der Produktion verloren gehen würden. Den bestehenden und prognostizierten Fachkräftemangel spricht er nicht an. „Ein weiteres Problem“, so Rülke sei, „dass bei E-Autos in vielen Fällen das Tanken und damit die Steuern“ wegfallen. Er geht von einer davon aus, dass dadurch die Staatseinnahmen belastet würden.
Mit Blick auf die Effizienzunterschiede zwischen Verbrenner und E-Antrieb geht Prof. Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen, davon aus, dass für E-Fuels zwar mehr Energie gebraucht wird (Faktor 3—4), dass der Mehraufwand aber durch die Lage der Produktionsstandorte in Wüsten und windhöffigen Gebieten wieder wett gemacht wird. Koch geht davon aus, dass „Energieeffizient nicht mehr der Flaschenhals sein wird, nach dem die Entscheidungen getroffen werden sollten.“ Viele unabhängige Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Aufwand um ein Vielfaches (ungefähr Faktor 8) höher ist und kritisieren Koch für seine Nähe zur Automobilindustrie.